Machbarkeitsstudie „Sportzentrum“ stellt Stadt vor eine Herkulesaufgabe
In der letzten Stadtverordnetenversammlung wurde die Machbarkeitsstudie für das Sportzentrum eingebracht und zur Beratung in den Bauausschuss überwiesen. Für das 66-seitige Papier hat die Stadt rund 80.000 Euro ausgegeben. Die Mittel waren ursprünglich für die Erneuerung des Hallenbodens und der Heizung in den städtischen Haushalt eingestellt worden. Doch nach ersten Prüfungen wurde schnell deutlich, dass die Mittel dafür nicht ausreichen. Und so hat der Magistrat der Stadt Steinbach (Taunus) beschlossen, das Geld in eine Machbarkeitsstudie zu investieren, die sowohl die Bedarfe als auch den baulichen Zustand der Halle aufzeigen sollte. „Viel Geld für eine Studie, die es aber in sich hat, nicht nur im Ergebnis, vor allem in der Tiefe“ resümiert Bürgermeister Steffen Bonk. Das Sportzentrum spiegelt die Entwicklung Steinbachs in den siebziger Jahren wieder, als die Einwohnerzahl sprunghaft anstieg. „Man dachte damals groß“, erklärte Erster Stadtrat Lars Knobloch, der die Machbarkeitsstudie zusammen mit Bonk vorstellte, die Historie. Es wurde damals viel gebaut, die Einwohnerzahl wuchs von 1.500 auf über 10.000 binnen weniger Jahre und es gab bis dahin nur den Sportplatz oberhalb der Friedrich-Hill-Halle. Die Stadt brauchte ein neues Sportzentrum. Dieses entstand zu Beginn der 1970er Jahre, die Tartanbahn für Leichtathletik-Wettkämpfe rund um den Rasenplatz war die zweite in ganz Hessen und so wurden damals viele nationale und internationale Spiele in Steinbach ausgetragen. Die Planungen sahen auch Zuschauertribünen, eine Eislaufbahn und eine Reitanlage vor, wurden aber im Laufe der Zeit nicht mehr realisiert.
Doch diese Zeiten sind lange vorbei und der Investitionsstau in den letzten Jahren macht sich nun deutlich bemerkbar. Die Studie hat das gesamte Sportzentrum unter die Lupe genommen. In direkten Focus sind vier marode Gebäude gelangt: Die Altkönighalle, die Umkleiden am Rasenplatz und die beiden Vereinsheime, die damals mit viel Eigenleistung vom Fußballsportverein (FSV) Germania 1908 Steinbach (Taunus) e.V. und dem Leichtathletikclub (LC) Steinbach 1979 e.V. errichtet wurden.
Die Studie zeigt auf, dass die beiden Vereinsheime in den kommenden Jahren grundlegend saniert werden müssen und dafür Kosten in Höhe von 683.000 € entstehen würden. Die Umkleiden, so die Studie, können wirtschaftlich betrachtet nicht mehr saniert werden. Für sie bleibt nur der Abriss. Bei der Altkönighalle stellt sich für die Stadt nun die Frage der Sanierung oder eines Abrisses mit Neubau.
Was den Bedarf der Vereine angeht, gibt die Studie Entwarnung. Auch wenn es in den Wintermonaten keine freie Minute gibt, ist das Sportzentrum in seiner Größe für Steinbach genau richtig; ein positiver Punkt der Studie, sind sich Bonk und Knobloch einig.
Und nun kommen die Kosten ins Spiel und die stellen die Stadt in den kommenden Jahren vor eine Herkulesaufgabe. Bei der Altkönighalle würden im ersten Schritt, selbst wenn man nur die absolut nötigsten Instandsetzungs- und Reparaturmaßnahmen angeht, Kosten in Höhe von mindestens 300.000 Euro anfallen. Hierunter würden der dringende Austausch der 40 Jahre alten Heizung sowie der Starkstrom- und Lüftungsanlagen fallen. Würde an eine Generalsanierung mit energetischer Sanierung gedacht, belaufen sich die Kosten laut Konzept auf rund 6,1 Millionen Euro.
Die Studie stellt drei Varianten eines Abrisses der beiden Vereinsheime sowie des Umkleidetraktes und deren Neubau an unterschiedlichen Standorten auf dem Gelände vor. Die Kosten hierfür würden sich zusätzlich auf rund 1,5 Millionen Euro belaufen.
Zwei weitere Varianten sehen eine Erweiterung der Dreifeldhalle um einen weiteren Hallenteil vor, um dem wachsenden Bedarf der Phorms Schule Rechnung zu tragen.
Vor dem Hintergrund der immensen Sanierungskosten beleuchtet die Studie auch die Aufwendungen für einen kompletten Neubau der Altkönighalle nebst Erweiterungen für die beiden Vereine und die Phorms Schule. Die Kosten hierfür variieren je nach Umfang des Neubaus zwischen 10 und 17 Millionen Euro. Bonk und Knobloch sind sich einig, dass die Kosten die die Studie aufzeigt an praktischen Beispielen verifiziert werden müssen. „Ein Neubau in der genannten Größenordnung wäre das größte Projekt in der Geschichte unserer Heimatstadt“, so Bonk. Auch wenn es Zuschüsse von Seiten Dritter geben kann, wird unterm Strich ein großer Millionenbetrag bei der Stadt verbleiben. „Die Summen sind für Steinbach eine riesige Herausforderung, die aus laufenden Haushaltsmitteln unmöglich zu stemmen sind“, so der Rathauschef.
Die Variantenbetrachtung der Studie ist umfänglich. Vor diesem Hintergrund sind sich Bürgermeister und Erster Stadtrat einig, dass hier Gründlichkeit vor Schnelligkeit gehen muss und es einer grundlegenden Prüfung bedarf bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden. Um sich dem Thema weiter zu nähern, hat der Magistrat 100.000 Euro für ein Sanierungskonzept in den Haushalt 2024 eingestellt. Zudem weitere Mittel für die altersschwache Heizung. Eine Erneuerung der Heizung würde auch bei einem Neubau weiter Verwendung finden.
Wo die Gelder am Ende herkommen, darüber gibt es noch keine Klarheit. Knobloch erzählte dazu noch eine Anekdote aus alten Zeiten: „Für den Bau der Altkönighalle hat die Stadt Steinbach 1979 die Spitze des Berges Altkönig für 1,2 Millionen D-Mark an das Land Hessen verkauft- Den Gipfel erhielten wir bei der Auflösung der Kronberger Mark im Jahr 1809. Daher hat die Halle auch ihren Namen. „Altkönighalle“. Dazu gab es noch 2 Millionen D-Mark an Fördergeldern von Kreis und Land, so dass die Gesamtbaukosten von 3,7 Millionen D-Mark für die neue Sporthalle gestemmt werden konnten. Einen Berg besitzt Steinbach heute nicht mehr, daher müssen eingängig die Möglichkeiten geprüft werden.
Hätten Bonk und Knobloch einen Wunsch frei, würden sie gerne eine neue Halle an zentraler Lage auf dem Hartplatz mit Vereinsheimen und Umkleidekabinen, die für Halle und Sportzentrum genutzt werden können, errichten.