Neue Blickachsen und kulturelle Möglichkeiten sollen entstehen
Am 23. August 2023 stellten Bürgermeister Steffen Bonk und Erster Stadtrat Lars Knobloch die Machbarkeitsstudie „Alte Dorfmitte / Kulturhof“ zusammen mit Bauamtsleiter Alexander Müller und Mitarbeiterin Vanessa Gamero Maya der Presse vor, welche den Stadtverordneten in der kommenden Sitzung vorgelegt wird.
Die alte Dorfmitte ist aus Sicht der Verwaltung ein Kleinod, welches erhebliches Potenzial bietet und gefördert werden muss. Anders als an anderen Stellen in der Stadt gehören einige Gebäude der Stadt, so dass hier Gestaltungsmöglichkeiten gegeben sind. Konkret sind dies die Stadtbücherei in der Bornhohl 4, das Backhaus, daneben das Wohnhaus Kirchgasse 3 sowie auf der anderen Seite der St. Georgskirche die Kirchgasse 7, ein Wohnhaus mit Hof und alter Schmiede. Was man auf den ersten Blick nicht erahnt, so liegen diese Gebäude doch recht dicht beieinander und können durch Umbau, Abriss und Modernisierung eine schöne Einheit bilden, zeigt die Verwaltung mit den vorgelegten Plänen der Machbarkeitsstudie. „Da in diesem Bereich die meisten Flächen im Eigentum der Stadt sind, eröffnet dies die Möglichkeit der Gestaltung“, so Bonk.
Die Gebäude in der alten Dorfmitte unterliegen dem Ensembleschutz, so dass die Untere Denkmalschutzbehörde ihr Einverständnis zu geben hat. Ein Abriss der Kirchgasse 7 kommt für die Behörde nicht in Frage. Diese Variante hat die Verwaltung prüfen lassen, um dem Auftrag des Stadtparlaments nach Schaffung von Wohnraum nachzukommen. Einen Abriss der Kirchgasse 3, in der aktuell Flüchtlinge untergebracht sind, würde die Denkmalschutzbehörde mitgehen. So kristallisiert sich eine Variante heraus, die viele Möglichkeiten bietet. Würde die Kirchgasse 3 abgerissen, könnte das Backhaus einen Anbau erhalten, der mit der jetzigen Stadtbücherei verschmelzt. Die Stadtbücherei, die in ihren bisherigen Räumen sowohl vom Platz als auch sonstigen Möglichkeiten eingeschränkt ist, könnte so räumlich erweitert und modernisiert werden. Verbunden mit einem Café oder einem sonstigen gastronomischen Angebot könnte ein Forum für Treffen, Lesungen, zur Lektüre oder zur Arbeit am Computer entstehen. „Früher traf man sich in Steinbach an der Bütt oder unter der Linde vor der Kirche. Wir wollen quasi an alter Stelle eine neue Begegnungsstätte schaffen und das Angebot bereichern, sozusagen einen Marktplatz des digitalen Zeitalters“, so Knobloch.
Durch den Abriss des Hauses Kirchgasse 3 würde eine Blickachse zur St. Georgskirche vom Freien Platz aus entstehen und damit das älteste Gebäude unserer Stadt sichtbar machen. „Der Freie Platz soll als Aufenthaltsort aufgewertet, begrünt und der Bach, der dort seinen Ursprung hat, erlebbar gemacht und freigelegt werden“, so der Rathauschef. Die durchgängige Fläche soll sich über den Platz und zur Kirche sowie auch über die gegenüberliegende Straßenseite zum Höck’schen Hof erstrecken. „Wir wollen den Dorfplatz wieder greifbar machen“, so Bonk weiter.
Den Dorfplatz ziert auch die alte Linde vor der Kirche. Angrenzend das Gebäude der Kirchgasse 7 soll saniert werden. Hier soll das Heimatmuseum seinen neuen Standort finden. Aktuell ist dieses im Keller des Backhauses untergebracht, was nicht barrierefrei ist. Im sanierten Gebäude könnte Geschichtliches dauerhaft ausgestellt werden und würde zudem Platz für ein Archiv bieten. Die alte Schmiede im vorderen Bereich könnte nach Sanierung für Wechselausstellungen genutzt und zur Kulturscheune werden. Der angrenzende Hof könnte für Veranstaltungen im Freien wie Wandellesungen oder kleine Konzerte genutzt werden und beispielweise bei Öffnung zur Kirche hin auch bei Trauungen und Taufen einen schönen Ort zum anschließenden Umtrunk oder Feiern bieten.
Erste Schätzungen für den Hochbau aufgrund der aktuellen Quadratmeterpreise liegen bei rund 3,7 Millionen Euro. „Die Chancen der Förderung müssen wir nutzen und wir hoffen, dass auch die Privatpersonen ihre Möglichkeiten zur Verschönerung und zum Erhalt des alten Ortskerns mit einbringen“, so der Bürgermeister.
Die Machbarkeitsstudie „Alte Dorfmitte / Kulturhof“ wird der Stadtverordnetenversammlung in der kommenden Sitzung am 18. September zur weiteren Beratung vorgelegt. Ebenso wird das Papier sowohl im Stiftungsrat der Bürgerstiftung als auch in der Lokalen Partnerschaft, bestehend aus Vertretern der Kirchen, Vereinen, Gewerbe, Anwohner, Politik und Verwaltung, besprochen.
Ende 2022 wurde die Stadt ins Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ aufgenommen. Bereits im Programm „Soziale Stadt/Sozialer Zusammenhalt“ und dem Integrierten Städtebaulichen Handlungskonzept, kurz ISEK, waren die Pläne zur Umgestaltung des Areals enthalten. Durch das Förderprogramm werden 2/3 der Kosten von Bund und Land übernommen. Das Förderprogramm „Lebendige Zentren“ bietet zudem auch Privatpersonen Möglichkeiten der Förderung.
„Das Städtebauprogramm ‚Lebendige Zentren‘ bietet Steinbach die einmalige Chance unsere historische Dorfmitte neu zu gestalten und aufzuwerten. Ich freue mich darauf, diese große Aufgabe gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Magistrat, Stadtverordnetenversammlung, Lokaler Partnerschaft und allen Menschen aus Steinbach anzugehen“, so Bürgermeister Steffen Bonk abschließend.