Startschuss für das Förderprogramm „Lebendige Zentren“ wurde gesetzt

Das 172 Seiten zählende Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) wurde am Montag, 16. Mai 2022 von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen. Vorab wurde das Konzept von Bürgermeister Steffen Bonk allen vier in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen vorgestellt und ausführlich erläutert. „Das Konzept gibt den Startschuss für das neue Städtebauförderprogramm ‚Lebendige Zentren‘, welches aus meiner Sicht sowohl zeitlich als auch räumlich perfekt an das nun auslaufende Förderprogramm der Sozialen Stadt anknüpft. Ich danke allen Fraktionen für deren konstruktive Haltung zum Papier und der Vorgehensweise, durch die das umfangreiche ISEK ohne ausführliche Beratung im Fachausschuss beschlossen wurde“, so Bonk.

Der Magistrat der Stadt Steinbach (Taunus) und die Verwaltung haben zusammen mit dem Planungsbüro WERKPLAN GmbH das Konzept mit weitreichenden Maßnahmen für das zehnjährige Förderprogramm „Lebendige Zentren“ erarbeitet. Zuvor musste das ISEK öffentlich ausgeschrieben werden. Rund zehn Büros haben ihr Interesse an der Erarbeitung des Maßnahmenkatalogs geäußert, was als eindeutiges Zeichen dafür gesehen werden kann, wie interessant das Projekt für Steinbach ist. „WERKPLAN hat von Anbeginn ‚unsere‘ Sprache gesprochen. Die Zusammenarbeit hat Freude gemacht und war äußerst konstruktiv“, freut sich Bonk. Die Ideen und das Know how der Verwaltung kamen hier mit der fachlichen Expertise, dem Blick von außen und Kreativität perfekt überein.

Die alte Dorfmitte Steinbachs rückt in den Mittelpunkt dieses Programms. Wegebeziehungen und Blickachsen, die es zum Teil früher gab, sollen wieder lebendig gemacht, neue geschaffen werden. Das Quartier um den Freien Platz und die Kirchgasse soll baulich aufgewertet werden und zum Verweilen einladen. Hiervon erhoffen sich die Verantwortlichen auch eine Belebung des Ortskerns. Weitere Schwerpunkte sind die sogenannte grüne und blaue Infrastruktur, die inzwischen feste Bestandteile der Städtebauförderung sind. Hierunter verbirgt sich konkret mehr grün in die Stadt zu bringen, sei es durch Bäume am Straßenrand oder der Aufwertung der Fläche am Alten See. Die sogenannte blaue Infrastruktur bezieht sich auf Wasser. Hier ist die Idee, den Steinbach zumindest teilweise aus seiner Verrohrung zu befreien und damit für die Öffentlichkeit sicht- und erlebbar zu machen. „Die Leute sollen sehen und wissen, warum unsere Stadt den Namen eines Baches trägt“, erklärt Bürgermeister Steffen Bonk.

Das ganze Projekt steht unter dem Leitbild „L(i)ebenswerte ‘Alte Dorfmitte Steinbach‘ – Steinbach findet seine historische Identität“.

Neben den öffentlichen Projekten bietet das Programm auch die Chance zur Förderung privater Maßnahmen in diesem Gebiet. „Alles in allem eine Jahrhundertchance für Steinbach“, resümiert Bonk.

Eingeflossen in das Papier sind unter anderem vorhandene Konzepte wie beispielsweise das Stadtentwicklungskonzept, das Radverkehrskonzept, die Erfahrungen als Klima-Kommune Hessen, die Stimmen und Anmerkungen aus der Anwohnerbeteiligung im Höck’schen Hof, die Ergebnisse der Eigentümerbefragung aus dem Quartier  sowie die Beteiligung von Steinbacher Schülerinnen und Schüler an der Phorms Schule und die Anregungen und Hinweise der Steuerungsgruppe „Lokale Partnerschaft“, der Verwaltung, Vertreter aus der Politik sowie Akteure der Zivilgesellschaft angehören. Alle Einflüsse tragen heute im Rahmen des ISEK zu den fünf aufgeführten Handlungsfeldern bei.

Die Idee für das Projekt entstand im Sommer 2019 und ihr war Glück oder Pech, wie immer man es sehen mag, vorausgegangen: Damals stürzte der Dachstuhl der alten Scheune in der Bornhohl hinter der Stadtbücherei ein. Dadurch wurde dem Rathauschef und dem Leiter des städtischen Bauamtes, Alexander Müller, erstmal vor Augen deutlich, wie unweit die schöne St. Georgskirche - Steinbachs historisches Kleinod - von der Bütt auf dem Freien Platz entfernt ist. Hinter dem Backhaus entstand ein Raum, der eine Blickachse schuf und wo eine Blickachse ist, kann auch eine Wegeverbindung entstehen, waren sich Bonk und Müller sicher.

Bei einem Termin in Wiesbaden zu einem ganz anderen Thema wurde die Idee angesprochen und schnell war klar, dass die alte Dorfmitte perfekt ins neu strukturierte Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ passen kann. Die Anträge wurden erarbeitet und eingereicht und nach Aufnahme in das Förderprogramm wird das nun beschlossene ISEK dem Ministerium in Wiesbaden als Leitlinie für die kommenden zehn Jahre vorgelegt.

Am diesjährigen Stadtfest wird es zum Förderprogramm einen Infostand geben, welcher auf dem Freien Platz stehen wird. Die Organisatoren des Stadtfestes beziehen die alte Ortsmitte erstmals örtlich mit ein. Ende des Jahres ist zudem eine Bürgerversammlung zu diesem Thema vorgesehen.

Das Förderprogramm unterstützt sowohl öffentliche als auch private Vorhaben, was für Eigentümer besonders interessant sein kann. Bei den öffentlichen Vorhaben finanzieren Bund und Land, wie auch bei der Sozialen Stadt, im Schnitt 2/3 der Aufwendungen, so dass aus jedem städtischen Euro drei Euro zur Investition werden.  Private Eigentümer erhalten neben umfassenden Beratungsleistungen zur Sanierung der Liegenschaft Hilfe bei der Beantragung von Fördermitteln. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Investitionskosten umfänglich abzuschreiben. Zudem soll ein Anreizprogramm aufgelegt werden, mit dem die Stadt Steinbach (Taunus) über den gesamten Förderzeitraum 400 Tausend Euro zur Verfügung stellen wird, um bestimmte Vorhaben nochmals besonders fördern zu können.  „Dies ist ein vielfach größer Schatz, da hierdurch Investitionen zu 100% abgeschrieben werden können unabhängig einer Eigennutzung oder Vermietung“, so Bonk.

Im nächsten Schritt wird nun das Förderungsmanagement europaweit ausgeschrieben, das sowohl die Stadt als auch die privaten Eigentümer in den kommenden Jahren bei der Umsetzung des ISEK und anderer Vorhaben begleiten und beraten soll. Sobald das Büro ausgewählt wurde, wird dieses Sprechstunden für Eigentümer anbieten. Fachwissen, wie beispielweise das Thema Ensembleschutz werden hier berücksichtigt und qualifiziert beraten.

Am Ende des Förderzeitraums, so das Konzept, sollen öffentliche Gelder in Höhe von rund 12 Millionen Euro in Steinbachs historische Mitte investiert sein; Bonk erhofft sich eine ähnliche Investitionshöhe auf Seiten der privaten Eigentümer.

Wenn dem so wäre, rechnet der Bürgermeister vor, wären damit in 20 Jahren rund 70 Millionen in Steinbach investiert, zusätzlich zu sonstigen Investitionen wie zum Beispiel dem neuen Feuerwehrgerätehaus oder der neuen Kindertagesstätte. Förderprogramm und Stadtentwicklung gehen hier Hand in Hand.